Artikel von Udo Ungar - von Sommer 1995

Die Deutschen in Rumänien sehen keine Zukunft für das Land. Sie wollen eigentlich keine Exclusivmöglichkeit für sich, nein, sie sehen Rumänien immer noch als den Platz, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind, sprich, als ihre Heimat. Sie wünschen sich eine Chance für ihre Heimat, doch sie sehen ihre Heimat im Zusammenbruch.
Während die Sachsen aus Deutschland bei ihren Besuchen in der alten Heimat langläufig eine zwingende Tendenz zur Besserung sehen, sind für die dort lebenden Sachsen die Zustände unhaltbar.

Sie wollen "nach Hause, nach Deutschland", denn zum heutigen Zeitpunkt sind sie Fremde im eigenen Land. Langsamer Identitätsverlust und Verlust ihrer Populationsdichte führten zum Gefühl, nicht mehr auf deutschen Inseln in Rumänien zu leben, sondem sie sehen sich plötzlich auf dem Balkan ausgesetzt. Mit dessen Kultur hatten sie zwar jahrhundertelang nebeneinander gelebt, doch nie miteinander, wie es heute der Fall ist, wo es in den Dörfern nur noch vereinzelte deutsche Höfe gibt.
Nun sind sie davon bedroht, in Anpassung an ihre rumänischen neuen Nachbarn, ihr alten Traditionen, ja auch ihre Sprache d. h. ihre kulturelle Identität aufgeben zu müssen.

Heute, zwei Jahre nach den Ereignissen, ist alles hinter einer Nebelwand aus wirtschaftlichem Zusammenbruch, unübersehbarer Parteienlandschaft und postkommunistischen Nachwehen unkenntlich geworden. Nicht nur unter den Deutschen breitet sich schleichend eine zunehmende Unsicherheit aus.

Nur ertragen die Rumänen diese Unsicherheit mit Fatalismus, weil sie, im Gegensatz zu den Deutschen, nicht die Chance haben, den Zuständen zu entfliehen und das versteckte Chaos hinter sich zu lassen.
SIEBENBÜRGEN - wie lange noch?
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